Publikation
The biosecurity status and its associations with production and management characteristics in farrow-to-finish pig herds. M. Postma, A. Backhans, L. Collineau, S. Loesken, M. Sjölund, C. Belloc, U. Emanuelson, E. Grosse Beilage, K. D. C. Stärk and J. Dewulf im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft MINAPIG. Animal (2016), 10:3, pp 478–489
Was wurde untersucht?
In dieser Studie wurde der Umsetzungsgrad der Biosicherheitsmaßnahmen in der Schweineproduktion in vier Ländern der Europäischen Union erfasst. Untersucht wurden außerdem die möglichen Zusammenhänge zwischen der Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen und den Betriebs- und Produktionseigenschaften.
Wie wurde es gemacht?
In 232 Schweinezucht- und Mastbetrieben in Belgien, Frankreich, Deutschland und Schweden wurde ein Jahr lang eine Querschnittsstudie durchgeführt. Mithilfe des risikobasierten Bewertungsverfahrens Biocheck (www.biocheck.ugent.be) wurde der Status der Biosicherheit in diesen Betrieben bestimmt. Dieses Verfahren unterscheidet Risiken für die interne und die externe Biosicherheit. Ein höherer Wert weist auf bessere Biosicherheitsmaßnahmen und ein geringeres Risiko der Einschleppung oder Ausbreitung der Krankheit hin. Auf Grundlage des Betriebsmanagementsystems und eines Interviews mit dem Schweinehalter wurden Daten zu den Produktions- und Managementeigenschaften der Betriebe erhoben. Die Daten wurden bezüglich des Zusammenhangs mit dem Grad der Biosicherheit ausgewertet.
Was sind die Ergebnisse?
- Bei vielen Schweinebetrieben gab es noch Potential zur Verbesserung des Biosicherheitsstatus.
- Beim Grad der internen und externen Biosicherheit wurden große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern festgestellt. Generell waren die Werte der externen Biosicherheit höher als die Werte der internen Biosicherheit.
- Der Status der externen Biosicherheit, die Kombination aller Maßnahmen, die zur Verhinderung der Einschleppung von Krankheiten in den Betrieb ergriffen werden, war in Deutschland am höchsten und in Frankreich am niedrigsten.
- Der Status der internen Biosicherheit, die Kombination aller Maßnahmen, die zur Verhinderung der Übertragung von Krankheiten innerhalb des Betriebs ergriffen werden, war in Schweden am höchsten und, mit großen Schwankungen, in Belgien am niedrigsten.
- Die Anzahl der Krankheitserreger, gegen die Impfstoffe zum Einsatz kamen, stand in deutlichem Zusammenhang mit dem Status der internen Biosicherheit, was darauf hindeutet, dass das Bewusstsein für das Risiko der Übertragung von Krankheiten zu einem eher präventiven Verhalten führt.
- Ein geringerer Grad der Biosicherheit ging einher mit einer höher geschätzten Häufigkeit der Behandlungen gegen bestimmte klinische Symptome.
- Betriebe mit mehr Sauen und deshalb mehr Angestellten wiesen sehr wahrscheinlich auch höhere externe Biosicherheitswerte auf.
- Ein höherer externer Biosicherheitswert ging einher mit mehr Absetzerferkeln/ Sau/ Jahr (ein 10 Punkte höherer externer Biosicherheitswert führte zu 0,2 zusätzlichen Ferkeln).
- Das Absetzalter und die Jungtiersterblichkeit wurden stark mit der Anzahl der Absetzerferkel/ Sau/ Jahr in Verbindung gebracht.
Welche Schlussfolgerung kann aus der Publikation gezogen werden?
Die Autoren legen nahe, dass ein besseres Verständnis der Auswirkungen schlechter Biosicherheit auf das Auftreten von Krankheiten und die Produktivität zu einem anderen Verhalten führen wird. Bessere Biosicherheits- und Betriebsmanagementmaßnahmen, die sich auf die Prävention von Krankheiten konzentrieren, dürften zur Reduzierung des Einsatzes antimikrobieller Substanzen, zu einem besseren allgemeinen Gesundheitsstatus und einer Verbesserung der Tiererzeugung und des Tierschutzes führen. Vorbeugung ist die beste Medizin!
Aus Sicht der Praxis von Enric Marco Seit vielen Jahren reden wir über die Bedeutung der Umsetzung konsequenter Biosicherheitsmaßnahmen und es wurden viele Artikel über die Auswirkungen geschrieben, die die Biosicherheit beim Vermeiden künftiger Ausbrüche von Krankheiten insbesondere in Zusammenhang mit PRRS haben kann. Wenn wir über Biosicherheit reden, beziehen wir uns normalerweise auf die externe Biosicherheit, welche die Betriebe vor dem Auftreten von Infektionen von außen schützt. Erst seit Kurzem machen wir uns Gedanken über die interne Biosicherheit, was dazu beitragen dürfte, die im Betrieb bereits vorhandenen Krankheiten in Schach zu halten. Der Artikel hebt einige Punkte hervor, die eine Überlegung wert sind:
Es wäre interessant, die Ergebnisse der derzeitigen Studie mit einer weiteren Studie zu vergleichen, die in naher Zukunft (in 5 Jahren) durchgeführt werden sollte. Eine Verbesserung der Biosicherheit wäre inbesondere bezüglich der internen Biosicherheit sehr wahrscheinlich leicht feststellbar, was somit auch deren Zusammenhang mit dem Einsatz von Impfstoffen belegen würde. Die Biosicherheit sollte in Zukunft ein Qualitätsmerkmal der Betriebe sein, da dies der einzige Weg ist, in einem Umfeld zu arbeiten, in dem der Einsatz von Antimikrobiotika in der Tierproduktion sehr genau überwacht werden wird. |